Siegener Forum Terminplanung
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachstehend sehen sie eine Übersicht der geplanten Vorträge des Siegener Forums für das zweite Halbjahr 2023. Bitte beachten sie, dass Änderungen immer möglich sein werden. Die konkret stattfindenden Vorträge finden sie dann im Punkt "Siegener Forum".
- Halbjahr 2023
- September 2023, 18.30 Uhr (Einlass ab 18.00 Uhr), Eintrachtsaal (Siegerlandhalle)
Prof. Dr. Veronika Albrecht-Birkner / Dr. Stefanie Siedek-Strunk (Siegen): „dann nach GOttes Willen leben und mit Ihm vereiniget zu seyn, ist im Himmel seyn“. Protestantische Laientheologie im Siegerland im 18. und 19. Jahrhundert
Einer der zentralen Aspekte der Reformation war eine Neudefinition des Verhältnisses von Klerikern und Kirchenvolk, die eine grundsätzliche Aufwertung der Laien implizierte. Der damit verbundene Impuls zur Förderung religiöser Selbstermündigung führte langfristig zu Konkurrenzen im Blick auf religiöse Deutungshoheiten und somit zu Konflikten zwischen Gemeindemitgliedern und Pfarrern, Kirchenbehörden sowie Obrigkeiten. Anhand von Beispielen protestantischer Laientheologie im Siegerland soll dieser Prozess exemplarisch vorgestellt werden. Dabei bietet der Vortrag ebenso Einblicke in frühe Formen der Separation einzelner und ganzer Gruppen von der Amtskirche im 18. Jahrhundert wie in die ersten Institutionalisierungen von laientheologischen Initiativen, die aufgrund der veränderten Rechtslage ab dem 19. Jahrhundert möglich wurden.
- Oktober 2023, 18.30 Uhr (Einlass ab 18.00 Uhr), Atriumsaal (Siegerlandhalle)
Carsten Trojan (Herdorf): Die sowjetischen Zwangsarbeiter auf der Verbundgrube Füsseberg-Friedrich Wilhelm, Daaden/Herdorf
In den Jahren 1942 bis 1945 wurden auf der zu Krupp gehörenden Verbundgrube Füsseberg-Friedrich Wilhelm, zwischen Herdorf und Daaden gelegen, mehr als 1.000 Zwangsarbeiter beschäftigt, darunter über 200 sowjetische Kriegsgefangene. Dutzende Zwangsarbeiter überlebten diese Zeit nicht, sie starben an Krankheiten, bei Unfällen, an Misshandlungen oder durch Hinrichtungen. Im Jahr 1947 wurden die Verantwortlichen, allen voran Dr. Erich Böhne, Direktor der Krupp‘schen Bergverwaltung Betzdorf, bei den Rastatter Kriegsverbrecherprozessen zur Rechenschaft gezogen und zum Teil zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Auswertung der Prozessakten ergibt ein umfassendes Bild des Systems der Ausbeutung und systematischen Misshandlungen.
- November 2023, 18.30 Uhr (Einlass ab 18.00 Uhr), Eintrachtsaal (Siegerlandhalle)
Dieter Pfau M.A. (Siegen): Zeitspuren in Siegerland und Wittgenstein im preußischen 19. Jahrhundert.
Teil 1: An der Schwelle zur Industrialisierung (1815-1848)
Der Vortrag führt zurück in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Viele der bis heute reichenden wirtschaftlichen, sozialen, politischen und kulturellen Entwicklungen nehmen in dieser Zeit ihren Anfang. Mit Gründung der Kreise Siegen und Wittgenstein 1816 und 1817 beginnt der moderne Verwaltungsaufbau. Vorher unbefestigte Wege werden zu Chausseen ausgebaut, aus denen sich allmählich unser heutiges Straßennetz entwickelt. Die trigonometrische Vermessungsmethode ermöglicht erstmals exakte Kartenaufnahmen, Katasterämter und Steuerbehörden entstehen. Die traditionelle Wirtschaftsweise verliert durch technische Innovationen und den globalen Handel an Bedeutung. Mit Einführung der Gewerbefreiheit und Durchsetzung der kapitalistischen Wirtschaftsweise entsteht das neue Unternehmertum. Die Einführung der revidierten Städteordnung ermöglicht neue, noch an Besitzrechte gebundene Mitspracherechte und erste, in Ansätzen schon demokratische Wahlen. Vor dem Hintergrund einer noch zensierten Presse entsteht in der Stadt Siegen eine politische Öffentlichkeit, die auch in Städte wie Berleburg und Laasphe ausstrahlt.
Bei seiner Interpretation der „Zeitspuren in Siegerland und Wittgenstein“ führt Dieter Pfau die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts mit Hilfe zahlreicher, einzigartiger Karten und Abbildungen auch diesmal wieder sehr anschaulich vor Augen. Der inhaltliche Schwerpunkt des Vortrags liegt auf Stadt und Kreis Siegen.
- Dezember 2023, 18.30 Uhr (Einlass ab 18.00 Uhr), Eintrachtsaal (Siegerlandhalle)
Philipp Dotschev (Siegen): Die urkundliche Ersterwähnung Siegens als Stadt 1224 vor dem Hintergrund der Städtepolitik des Kölner Erzbischofs Engelbert von Berg
2024 feiert die Stadt Siegen ihr 800-jähriges Jubiläum. Anlass dafür ist eine Urkunde aus dem Jahr 1224, in dem Siegen erstmals als oppidum (lat. = Stadt) bezeichnet wird. Doch schon knapp 150 Jahre früher wird Siegen als Siedlungsname erwähnt. Die äußerst spärliche Überlieferung gibt jedoch keinen Hinweis darauf, wann und wie die Siedlung zur Stadt wurde. Nur ein Münzfund, der in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert wird, lässt vermuten, dass der Ort auch schon vor 1224 Stadtqualität gehabt haben mag.
Der Vortrag möchte der Frage nach der Stadtwerdung Siegens aus der Perspektive der vergleichenden Städtegeschichte nachgehen. In der Urkunde von 1224 teilen sich der Graf von Nassau und der Erzbischof von Köln die Herrschaft über die Stadt. Genau in diesem Jahr stand der Erzbischof Engelbert von Berg auf dem Höhepunkt seiner Macht und betrieb eine regelrechte Städtepolitik, wie sich durch den Vergleich mit anderen westfälischen Städten nachweisen lässt. Vor diesem Hintergrund lässt sich die These formulieren, dass der Bezugspunkt 1224 für die 800-Jahrfeier nicht bloß dem Zufall der Überlieferung geschuldet ist. Sehr wahrscheinlich erfasst die Urkunde von 1224 tatsächlich die entscheidende Phase der Stadtwerdung Siegens, so dass im Jahr 2024 aus gutem Grund gefeiert werden darf.